Gewaltfreie Kommunikation
Gewaltfreie Kommunikation ist eine Fähigkeit, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ich durfte schon zahlreiche Paare, sowie Personen bei Verhandlungen und Geschäftsführer beim Mitarbeitergespräch begleiten. In vielen Fällen waren beide Parteien verletzt, bzw. enttäuscht über das Gespräch oder die Diskussion. Deswegen teile ich mit dir einige Gedanken und Überlegungen.
Gewaltfreie Kommunikation ist eine Form der Kommunikation, die auf Verständnis, Empathie und Respekt basiert. Sie zielt darauf ab, Konflikte ohne Gewalt und ohne Vorwürfe zu lösen.
Die Idee hinter der gewaltfreien Kommunikation ist, dass jeder Mensch grundlegende Bedürfnisse hat, die es zu erfüllen gilt, um glücklich und zufrieden zu sein. Dazu gehören etwa die Bedürfnisse nach Liebe und Anerkennung, nach Verbindung und Gemeinschaft, nach Autonomie und Selbstbestimmung, nach Sicherheit und Stabilität, nach Kreativität und Selbstausdruck. Wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, kann es zu Konflikten kommen.
In der gewaltfreien Kommunikation geht es darum, sich auf die eigenen und die Bedürfnisse anderer Menschen einzulassen und sie zu verstehen. Das bedeutet, dass man versucht, die Perspektive des anderen zu verstehen und sich in seine Lage hineinzuversetzen. Durch die Fokussierung auf die Bedürfnisse aller Beteiligten anstatt auf Vorwürfe oder Schuldzuweisungen sollen Konflikte gelöst werden.
Ein wichtiger Aspekt der gewaltfreien Kommunikation ist auch, dass man sich selbst und seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und ausdrücken lernt. Das heilt, man lernt, sich selbst und seine eigenen Grenzen zu respektieren und diese auch anderen gegenüber zu vertreten.
Die gewaltfreie Kommunikation kann in vielen Bereichen des Lebens angewendet werden, zum Beispiel in der Familie, in der Partnerschaft, im Beruf oder in der Gemeinschaft. Sie kann dazu beitragen, Konflikte zu lösen und zu einer verbesserten Kommunikation und Beziehung zwischen Menschen beitragen.
Gewaltfreie Kommunikation auf der Arbeit
Ein Beispiel aus dem Alltag:
Du willst deine Überstunden ausbezahlt haben. Dein Vorgesetzter will Dir diese nicht auszahlen, sondern mit den Ferientagen verrechnen. Damit bist Du jedoch nicht einverstanden. Wie gehst Du vor?
Suche das Gespräch mit ihm. Sei das telefonisch oder vor Ort. Dabei ist es wichtig, sachlich zu agieren. Du darfst Dich nicht von deinen Emotionen leiten lassen. Vielmehr solltest Du mit Zahlen, Daten und Fakten argumentieren.
Bemerkung:
Geht er nicht darauf ein, sendest Du ihm in einem weiteren Schritt dein Anliegen per E-Mail und machst ihn auf den Umstand aufmerksam. Dabei ist es wichtig, dass Du freundlich und korrekt bleibst. Du schlägst ihm 3 Termine vor, um dein Anliegen mit ihm zu besprechen.
In den meisten Fällen reagieren die Vorgesetzten frühzeitig.
Mentale Vorbereitung auf eine gewaltfreie Kommunikation
Bereite Dich frühzeitig mental auf das Gespräch vor. Mental bedeutet, jegliche Situationen, die während dem Gespräch entstehen könnten, solltest Du im Kopf durchgespielt haben. So bist Du nicht überrascht, wenn die eine oder andere Frage im Raum steht und kannst sofort reagieren.
Tipps für die Vorbereitung (für Mitarbeiter und Führungskräfte)
Es kann hilfreich sein, sich mental auf ein Mitarbeitergespräch vorzubereiten, um gewaltfrei kommunizieren zu können. Eine solide Vorbereitung kann dazu beitragen, dass man in dem Gespräch ruhig und besonnen bleibt und die Kommunikation auf einer positiven und lösungsorientierten Ebene stattfinden kann.
Einige Tipps, die bei der Vorbereitung auf ein Mitarbeitergespräch helfen können, sind:
- Thema definieren: Kläre vorab, was das Gesprächsthema ist und welche Ziele Du damit verfolgst.
- Gedanken machen: Für Führungskräfte gilt: Mach Dir Gedanken darüber, welche Bedürfnisse der Mitarbeiter in dem Gespräch haben könnte. Für die Mitarbeiter: Überlege Dir, welche Bedürfnisse Du hast und wie Du das kommunizieren möchtest.
- Emotionen kontrollieren: Überlege Dir, wie Du Deine Gedanken und Gefühle möglichst klar und verständlich ausdrücken wirst, ohne Vorwürfe oder Schuldzuweisungen zu machen.
- Ruhe im Kopf: Atme vor dem Gespräch immer wieder tief durch und bleibe ruhig. Gewaltfreie Kommunikation funktioniert am besten, wenn Du im Kopf ruhig und ausgeglichen ist.
- Akten und E-Mails: Studiere die Akten gründlich. Für die Führungskräfte gilt: Vielleicht hat er im Vorfeld Dir oder E-Mails geschrieben, worin er versucht hat sich auszudrücken. Das kann für Ruhe sorgen. Für die Mitarbeiter gilt: Hast Du ihn oder sie bereits per E-Mail kontaktiert? Hast Du irgendwelche Dokumente, Qualifikationen und Auszeichnungen, worin Deine Leistung bestätigt wird. Wenn ja, solltest Du diese ebenfalls ans Gespräch mitnehmen.
Schriftliche Vorbereitung
Schreibe Dir alles auf, worüber Du sprechen möchtest. Arbeite dabei strukturiert. z.B.:
- Das Problem – Beschreibe das Problem
- Wunsch äussern / deine Beobachtungen – Wieso ist Dir das wichtig?
- Sichtweise von deinem Vorgesetzten herausfinden. Was ist sein Motiv? Wieso handelt er so?
- Mögliche Lösungsansätze deinerseits?
Üben: Dieses Gespräch mehrere Minuten am Tag üben
1. Schau in den Spiegel und antworte auf die möglichen Fragen, welche im Gespräch gestellt werden könnten. Achte dabei auf deine Körperhaltung, Gestik, Mimik und Stimmlage.
2. Wiederhole das jeden Tag während ca. 5 – 10 Minuten.
3. Im besten Fall trainierst Du mit einem Partner, der Deine Wirkung neutral bewertet.
Gewaltfrei kommunizieren im Gespräch für Mitarbeiter
Bevor Du loslegst, solltest Du Dich gedanklich nochmals sammeln. Führe alle Fakten nochmals vor Deinem geistigen Auge zusammen. Im Gespräch solltest Du Dir immer Notizen machen. Denn wenn es für Dich unklar ist, kannst Du diese nutzen um eine offene Frage oder Unklarheiten zu klären.
Wichtig: Falls Du Deinen Arbeitgeber nicht verstanden hast, stellst Du ihm die folgenden Fragen:
- Habe ich das richtig verstanden, dass Sie….
- Entschuldigen Sie, können Sie das nochmals wiederholen bitte…
- Für mein Verständnis: Sagten sie soeben, dass ich….
Damit bestätigt er Dir seine Aussage. Somit werden Missverständnisse gemieden und die Qualität der Kommunikation verbessert.
- Während des Gespräches sitzt Du aufrichtig hin und hältst beide Hände auf den Tisch.
- Wichtig: Versuche, Dein Gegenüber zu verstehen. Frage nach seinen Beweggründen. Finde heraus, wieso er Dir die Stunden nicht auszahlen will oder nicht auszahlen kann, indem Du wie folgt fragst:
Können Sie mir die Gründe nennen, weshalb Sie die Überstunden nicht auszahlen möchten / können?
So ermöglichst Du ihm, Dir seinen Standpunkt zu erklären. Vielleicht hat er besondere Gründe, wie z.B. wegen Pandemie, einer Umstrukturierung oder einem geschäftlichen Rückschlag.
Emotionen während dem Gespräch für Mitarbeiter
Die meisten Gespräche laufen aus dem Ruder, weil die Parteien ihre Emotionen nicht kontrollieren können. Sie reagieren auf Aussagen sehr emotional. Daher mein Tipp: Atme tief durch, bevor Du eine Frage stellst.
Nach dem Gespräch:
Fasse die Einzelheiten des Gespräches wie folgt zusammen:
Zum Schluss des Gespräches möchte ich unsere Erkenntnisse und Abmachungen wie folgt zusammenfassen: In diesem Gespräch haben wir uns auf die folgenden Punkte geeinigt…
Aufzählung der besprochenen Punkte.
Nach den Aufzählungen sagst Du: Ist das in Ihrem Interesse? Habe ich noch etwas vergessen? Wenn bei de Parteien damit einverstanden sind, bittest Du ihn, das Papier zu unterschreiben. Wichtig: Du solltest unbedingt eine Kopie davon verlangen.
Nach dem Gespräch:
Bedanke Dich bei Deinem Vorgesetzten für seine Zeit und sein Interesse. Dies könnte wie folgt sein: Herr xy, ich bedanke mich für Ihre Zeit und die Aufmerksamkeit. Ich habe gesehen, dass Sie mein Anliegen ernst nehmen, das schätze ich aufrichtig.
So zeigst Du ihm, dass Du lösungsorientiert denkst und ihn als Arbeitgeber schätzt.
Kündigung als letzte Option:
Wenn diese Situation seit Längerem andauert und Du keinen Spass auf der Arbeit hast und Dein Einsatz nicht wertgeschätzt wird, solltest Du Deine Lebenszeit woanders verbringen.
Dies ist kein leichter Entscheid, doch er ist sinnvoll. Denn unverarbeitete Emotionen führen mittel- bis längerfristig zu mentalen Blockaden und schliesslich zu Krankheiten.
Je nachdem, wie ausgeprägt dein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ist, wirst Du die Handbremse rascher ziehen und Dich woanders einbringen, wenn ein Gespräch nicht zielführend ist.
Gewaltfreie Kommunikation Fazit:
Gewaltfreie Kommunikation kann auf der Arbeit eine wertvolle Möglichkeit sein, um Konflikte zu lösen und eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Einige Tipps, die bei der Anwendung von gewaltfreier Kommunikation im beruflichen Kontext helfen können, sind:
- Empathie als Grundlage: Versuchen, die Perspektive und die Bedürfnisse Deines Gesprächspartners zu verstehen und Dich in seine Lage hineinzuversetzen.
- Bedeutung der Wörter: Vermeide Vorwürfe und Schuldzuweisungen. Versuche stattdessen, sachlich und lösungsorientiert zu kommunizieren.
- Aktiv nach Feedback fragen: Frage nach Feedbacks. Es ist kann eine Chance sein, sich weiterzuentwickeln und zu lernen.
- Sachlich bleiben: Konzentriere Dich auf Fakten und Ereignisse. Sprich nicht über Annahmen und Vermutungen.
- Ruhig bleiben: Bevor Du etwas sagst, atme immer wieder bewusst durch. Dadurch wirst Du entspannter fühlen. Dies kann dazu beitragen, dass das Gespräch sachlich und konstruktiv bleibt.
- Aufmerksamkeit: Erlaube es Deinem Gesprächspartner, sich auszudrücken und höre aufmerksam zu, was er oder sie zu sagen hat.
- Lösungsorientiert denken: Stelle Dir die Frage: Was könnte ich tun, damit die Situation besser wird. Wie könnte ich dieses Problem lösen? Was müssten wir tun, um diese Herausforderung zu lösen?
Bemerkung: Die gewaltfreie Kommunikation kann nur gelingen, wenn beide Parteien gewillt sind. Es ist wichtig, dass man sich stets mit Respekt, Verständnis und Empathie begegnet.